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Die Zukunft der indirekten Steuern: Automatisierung und Compliance in Europa und weltweit

20. November 2025

Geschrieben von: Lianne Bowker, Senior Product Marketing Manager für Indirect Tax, Thomson Reuters

Die Welt der indirekten Steuern steht an der Schwelle eines tiefgreifenden Wandels. Die Zeiten, in denen sich Steuerabteilungen „lediglich“ mit periodischen Meldungen und gelegentlichen Prüfungen befassen mussten, neigen sich dem Ende zu. Heute beobachten wir nichts weniger als eine tiefgreifende Zeitenwende – eine Veränderung, durch die Technologie nicht nur die Einhaltung von Steuervorschriften unterstützen kann, sondern sie grundlegend neu definiert.

Lianne Bowker, Senior Product Marketing Manager für Indirect Tax bei Thomson Reuters, verfolgt diese Entwicklung genau. Sie zeichnet ein Zukunftsbild, in dem indirekte Steuern nicht mehr reaktiv, sondern proaktiv, prädiktiv und tief in die Unternehmensstrategie integriert sind.

„Steuerabteilungen werden zu Treibern der digitalen Transformation. Mit E-Invoicing-Pflichten ergibt sich für Steuerteams die Chance, die technologische Erneuerung im gesamten Unternehmen mitzugestalten – statt als reine Back-Office-Funktion wahrgenommen zu werden.“

Lianne Bowker, Senior Product Marketing Manager für Indirect Tax,

Basierend auf ihrer Expertise lassen sich fünf zentrale Trends ableiten, die die Zukunft der indirekten Besteuerung prägen werden – und was Unternehmen tun müssen, um Schritt zu halten.

5 entscheidende Voraussagen und Entwicklungen in der Welt der indirekten Steuern

1. E-Invoicing wird zum zentralen Compliance-Faktor

Elektronische Rechnungsstellung bietet Steuerbehörden erstmals unmittelbaren Einblick in Transaktionen – in Echtzeit. Was früher als Effizienzmaßnahme galt, wird damit zunehmend zum Fundament moderner Steuerverwaltung.

Besonders bei indirekten Steuern wie der Umsatzsteuer (VAT), GST oder Sales Tax ist dieser Paradigmenwechsel spürbar. Im Zuge längst überfälliger Modernisierungsmaßnahmen setzen Regierungen und Behörden weltweit zunehmend auf Echtzeit-Reporting statt periodischer Meldungen. Nicht nur innerhalb der Europäischen Union, sondern vor allem auch Lateinamerika, Asien und dem Pazifikraum. Der Grund: Milliardenverluste durch Steuerbetrug sollen durch frühzeitigere Kontrolle vermieden werden.

Die EU-Initiative "VAT in the Digital Age (ViDA)" zeigt, wohin die Reise geht: Bis 2028 soll E-Invoicing für innergemeinschaftliche Geschäfte verpflichtend werden, bis 2030 folgt die umfassende Echtzeit-Meldung auf Transaktionsebene. Damit verändert sich die Beziehung zwischen Unternehmen und Behörden grundlegend: Voranmeldungen und Steuererklärungen wird nicht mehr zur Offenlegung, sondern zur Bestätigung von Informationen, die den Behörden bereits vorliegen.

Bis 2027 erwarten wir, dass die meisten großen Volkswirtschaften verpflichtendes E-Invoicing oder Echtzeitreporting eingeführt haben werden – so auch Deutschland. Das Clearance-Modell – bei dem Rechnungen vor Versand an den Kunden durch Behörden freigegeben werden müssen – wird sich als global dominierender Ansatz etablieren, angelehnt an Vorreiter wie Italien, Brasilien und Indien.

2. Das Zeitalter vorbefüllter Umsatzsteuererklärungen beginnt

Viele Steuerbehörden sind längst keine passiven Empfänger von Meldungen mehr. Sie nutzen stattdessen die großen Mengen an Transaktionsdaten, um vorbefüllte Steuererklärungen zu generieren. Auch diese Entwicklung bedeutet nicht weniger als einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel – mit Vorteilen für beide Seiten. Jedoch wohl auch frei von vorübergehenden Reibungsverlusten.

Und: Der Wandel erfordert ein grundsätzliches Umdenken in Unternehmen. Denn auch die Daten der Behörden sind nicht unfehlbar, sodass Unternehmen proaktiv Diskrepanzen, , erkennen und beheben müssen – etwa zu den Daten im eigenen ERP. Und das kontinuierlich, nicht nur im Rahmen einzelner Prüfungen. 

Die effektivste Maßnahme zur Minimierung dieses Aufwands: Eine hohe Datenqualität an der Quelle sicherstellen. Wer von Anfang an auf korrekte und vollständige Eingabedaten achtet, stärkt die eigene Compliance-Position und reduziert zeitaufwändige Nacharbeiten.
In Europa ist diese Entwicklung vielerorts bereits Realität:

•    Spaniens SII-System erstellt Entwürfe auf Basis von Echtzeitdaten aus elektronischen Rrechnungen.

•    Italiens umfassende E-Invoicing-Plattform nutzt Rechnungsdaten zur Vorbefüllung periodischer Meldungen.

•    Ungarns Echtzeitsystem erzeugt Entwürfe, die Unternehmen nur noch verifizieren müssen.

Bis 2030 rechnen wir damit, dass in den meisten entwickelten Volkswirtschaften keine vollständig selbst erstellten Steuererklärungen mehr notwendig sein werden. Stattdessen stehen Datenabgleich, Ausnahmebehandlung und die Erläuterung von Differenzen im Fokus.

3. KI und GenAI prägen Steuerabteilungen

Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsvision mehr – sondern tagtägliche Realität. Die Frage ist nicht, ob die KI die Arbeit in Steuerabteilungen verändern, sondern wie schnell und tiefgreifend dieser Prozess vonstattengehen wird.

Wir sind überzeigt: Schon 2026 wird ein Großteil der Routineaufgaben in großen Unternehmen mittels KI erledigt werden: Validierung, Anomalie-Erkennung, Abgleich vorbefüllter Erklärungen und sogar die Formulierung von Behördenantworten werden zunehmend automatisiert ablaufen – größtenteils ohne notwendige menschliche Beteiligung. Ein Beispiel: ONESOURCE Indirect Tax nutzt KI zur Automatisierung von bis zu 95 Prozent aller indirekten Steuerprozesse.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Steuerexperten überflüssig werden – im Gegenteil. Sie übernehmen künftig verstärkt strategische Aufgaben wie Planung, Richtlinienanalyse und die komplexe Interaktion mit Behörden.

„Die wertvollsten Steuerexperten sind nicht jene, die Erklärungen abarbeiten, sondern jene, die Datenqualität sicherstellen, Abweichungen analysieren und manuelle Prozesse in strategische Erkenntnisse überführen."

Lianne Bowker, Senior Product Marketing Manager für Indirect Tax,

Besonders Generative AI (GenAI) wird neue Möglichkeiten schaffen. Bis 2028 erwarten wir bereits Systeme, die technische Positionen entwerfen, Gesetzesfolgen analysieren oder sogar Routineverhandlungen mit Behörden führen können.

4. Steuer-Compliance wird durch Systeme bestimmt – nicht nur Vorgaben

Der vielleicht grundlegendste Wandel: Steuer-Compliance basiert künftig nicht mehr nur auf Gesetzen, sondern auf digitalen Systemen und Prozessen. Und das bedeutet nichts Geringeres als eine grundlegende Neudefinition der Steuerfunktion im digitalen Zeitalter.

Das Konzept der Continuous Transaction Controls (CTC), also der fortlaufenden Transaktionsüberwachung in Echtzeit, wird sich unserer Meinung nach bis 2030 als dominantes Modell durchsetzen. Steuerberechnungen, Meldungen und Prüfungen erfolgen dann integriert und in Echtzeit – direkt im Rahmen der Geschäftstransaktion.

Die Folge: Steuerprozesse verschmelzen immer stärker direkt mit dem operativen Geschäft. ERP-Systeme, E-Commerce-Plattformen und Zahlungsdienstleister müssen somit künftig Steuerlogiken enthalten, die automatisiert und nahtlos mit den Plattformen der Behörden kommunizieren.

„Die Stunden der periodischen Meldungen sind gezählt. Mit vorbefüllten Erklärungen und CTC-Modellen gilt jedoch künftig noch stärker: Die Steuer muss beim ersten Mal stimmen – denn Korrekturen sind später nicht mehr ohne Weiteres möglich.“

Lianne Bowker, Senior Product Marketing Manager für Indirect Tax,

5. Steuerabteilungen werden „Full-Stack“

Um in dieser neuen Anwendungs- und Steuerandschaft erfolgreich zu bestehen, benötigen Unternehmen flexible, skalierbare Steuertechnologie. Der künftige "Tax Stack" unterscheidet sich grundlegend von heutigen, oft fragmentierten Systemlandschaften.

Wir sagen voraus: Bis 2029 werden führende Unternehmen vollintegrierte Steuerplattformen einsetzen, die nahtlos mit internen Systemen und externen Behördenplattformen verknüpft sind. Wesentliche Merkmale dieser neuen Generation von Steuerlösungen werden sein:

  • Echtzeitverarbeitung synchron mit Geschäftsprozessen

  • Umfassende Analytik zur Muster- und Abweichungserkennung

  • KI-gestützte Entscheidungshilfen bei komplexen Sachverhalten

  • Automatischer Abgleich zwischen internen Daten und Behördeninformationen

  • Direkte Anbindung an E-Invoicing-Netzwerke und Behörden weltweit

Wer frühzeitig in solche Technologien investiert, verschafft sich Vorteile bei Effizienz, Risikominimierung und strategischer Entscheidungsfindung.

Trotz wachsender Automatisierung bleibt der Mensch jedoch weiterhin der zentrale Anker- und Knotenpunkt in der Steuerabteilung. Wir meinen: Ab 2028 werden zukunftsorientierte Steuerabteilungen aus hybriden Teams bestehen – mit klassischen Steuerexperten, Data Scientists, Prozess-Ingenieuren und Technologie-Spezialisten.

„Steuerexperten müssen Technologie annehmen. Ich sage Kunden oft: Technologie ist euer Freund. Wer sie nutzt, wird erfolgreicher in seiner Rolle – und seiner Karriere.“

Lianne Bowker, Senior Product Marketing Manager für Indirect Tax,

Die Zukunft gehört den Vordenkern – auch im Steuerbereich

Die Transformation der indirekten Steuern ist keine Zukunftsvision – sie hat bereits begonnen und beschleunigt sich rasant. Unternehmen, die sich vorbereiten wollen, sollten:

  • Ihr Steuerbetriebsmodell auf Datenqualität, Integration und Ausnahmebehandlung ausrichten

  • Flexible Technologien implementieren, die sich regulatorisch schnell an neue Vorgaben und Entwicklungen anpassen lassen

  • Neue, digitale Kompetenzen in ihren Steuerteams aufbauen

  • Interdisziplinäre Teams und Zusammenarbeit im gesamten Unternehmen fördern

Compliance wird effizienter – und damit gerade für multinationale Unternehmen noch wertvoller. So liefern die Steuerabteilungen künftig noch mehr und bessere Einblicke, Daten, Zahlen und Fakten, um die Unternehmensstrategie aktiv mitgestalten.

Die Zukunft der indirekten Steuern ist digital, automatisiert und integriert. Die entscheidende Frage lautet: Wie schnell können Unternehmen ihre Steuerfunktion transformieren?

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